Die Nachwuchsarbeit der HSG Holstein Kiel/Kronshagen soll durch den hauptamtlichen Trainer professionalisiert werden
Von Jan-Phillip Wottge
Kiel. 1971 feierten die Frauen von Holstein Kiel den Gewinn der deutschen Handballmeisterschaft. 50 Jahre später setzt sich die HSG Holstein Kiel/Kronshagen wieder hohe Ziele: Mit Thore Schläger leisten sich die Krabben erstmals seit nunmehr 100 Tagen einen hauptamtlichen Trainer, um langfristig im Frauenhandball wieder die Nummer eins der Region zu werden. Der Clou: Das Erfolgsteam von morgen soll der
eigenen Jugendarbeit entspringen.
„Wir müssen unseren künftigen Nachwuchs ganz früh abholen“, sagt Thore Schläger. Früh heißt für den 50-Jährigen bereits im Kindergarten- alter. Dort startet seine Mission. Mini-Krabben, Krabben-Kindergarten, Schul-AGs samt Krabben-Pause. „Für ehrenamtliche Trainer ist der zeitliche Aufwand nicht leistbar. Wir wollen ja auch qualifiziertes Personal einsetzen“, erläutert HSG-Leiter Lasse Möller und ergänzt: „Wir müssen unsere Nachwuchsarbeit dem Tagesrhythmus der heutigen Jugend und des Schulalltags anpassen. Mittlerweile ist ein Sportverein nicht mehr das einzige Freizeitangebot.“ Heißt im Klartext: Die Krabben machen mobil, rekrutieren künftige Spielerinnen in kooperierenden Kitas und Schulen, um sie später ins Krabben-Teamtraining einzubetten. Interessierte Jungs werden an die Handballabteilung des TSV Kronshagen weitergeleitet.
„Viele Vereine haben unter Corona gelitten, verzeichneten signifikante Mitgliederverluste. Wir haben hingegen als Verein steten Zulauf bekommen“, sagt Möller, verweist aber auch auf eine Problematik: „Ohne die Installation eines festangestellten Trainers hätten wir unsere Kapazitäten längst ausgereizt. Wir haben den Anspruch, den Mädchen unserer Region eine kompetente Grundlagenausbildung im Handball durch Lizenztrainer anzubieten. Zur Mittagszeit kann das nur ein Trainer gewährleisten, der sich von morgens bis abends mit altersgemäßen Trainingskonzeptionen beschäftigen kann.“ Möller stieß bei den Verantwortlichen der Muttervereine TSV Kronshagen und Holstein Kiel auf offene Ohren und verpflichtete den aktuellen Krabben-Oberligacoach Schläger als hauptamtlichen Nachwuchstrainer für die kommenden drei Jahre. Schläger bietet den spielerischen Einstieg ins Handball-ABC: „Prellen, werfen, Ballgewöhnung, visuelles Training, Konzentrationsschulung und Neuroathletik sind die Reizthemen. Handball ist so komplex, man darf die Kinder nicht überfordern. Der Spaß muss immer im Vordergrund stehen. Nur wer Spaß hat, bleibt langfristig an Bord.“
Und nur wer langfristig an Bord bleibt, kann den Krabben helfen. „Wir wollen nicht nur Ausbildungsverein sein, sondern auch von unser vielfältigen Trainingsarbeit profitieren. Deswegen ist das Projekt auf mindestens drei Jahre angelegt“, spricht Schläger die Nachhaltigkeit seines Wirkens an: „Die erste Jahrgangsmannschaft soll in der höchsten Spielklasse etabliert werden. Dafür setzen wir auf Kooperationen mit Vereinen aus dem Umland, um allen Spielerinnen ein niveaugerechtes Spielangebot zu präsentieren.“ Der mittelfristige Plan: Die aktuellen Oberliga-B-Juniorinnen sollen bei ihrem Einstieg in den Frauenbereich bei der HSG Drittligaluft erleben dürfen. „Die dritte Liga ist der erste Schritt. Aber warum sollen wir in der Zukunft nicht von einem Zweitligisten in Kiel träumen dürfen“, fragt Schläger. Die Krabben strecken ihr Fühler bereits aus.